Wandern Mittelweser
Binner Schlucht zZ gesperrt
Viadukt - der verstümmelten Bahnstrecke, die einst von Nienburg nach Rahden führte
(© ga&ul 2021-03)
Von der Bührener Kirche durch die Binner Schlucht nach Liebenau
Unsere dritte Wanderung im Mittelwesergebiet bei Nienburg führt von Bühren nach Liebenau und zurück. Dabei erklimmen wir den mit fast 80 Metern höchsten Punkt zwischen Bühren und Binnen, um kurz darauf durch die Binner Schlucht wieder auf Weserniveau abzusteigen. Liebenau dagegen ist nicht unbedingt eine Wanderung wert, schon gar nicht in Corona-Zeiten. Da ist es schon besser, sich vor dem Flecken eine Bank für eine Rast zu suchen und seinen Rucksack zu erleichtern, bevor man direkt den Rückweg antritt. Der führt erst einmal durch den Wald nach Binnen. Dieses "Bergdorf" besitzt eine wunderschöne kleine, alte Kirche in besonderer Lage. Schließlich darf man auf dem letzten Abscnitt noch schöne Ausblicke in die Wesermarsch genießen, wenn man an der Bahn entlang nach Bühren zurück wandert.
Bühren und Binnen
Wir parken auf dem Parkplatz gegenüber der Bührener Kirche (Bühren, Heitstraße, Feuerwehr). Gleich daneben lädt ein weiträumiges Gelände mit Spielgeräten und Bolzplatz zu einer ausgiebigen Pause ein, wenn man mit Kindern unterwegs ist, am besten zum Abschluss der Tour. Denn erst einmal muss der Entdeckergeist befriedigt werden.
Wir laufen also los, hinter der Kirche entlang, durch die Schulstraße und ein Stück auf der Dorfstraße, bevor wir auf einem Feldweg weiter geradeaus das Dorf allmählich hinter uns lassen. Linkerhand die letzten Häuser, dann ein großes freies Grundstück, von dem uns ein Rudel Rehe beäugt.
Da wir erst einmal die Aussicht testen wollen, steigen wir auf dem nächsten Weg nach rechts den Berg hoch. Oben treffen wir auf ein Sträßchen, das Bühren mit Binnen verbindet. Es geht noch ein wenig weiter aufwärts. Wir sind schließlich gut 50 Meter über Weserniveau. Die Aussicht ist fantastisch. Bei guter Sicht erkennt man deutlich die Kalihalde am Steinhuder Meer und dahinter die dunkle Silhouette des Deisters.
Binnen
Als wir weiter gehen, sehen wir auch den Turm der St. Martin Kirche in Nienburg über den Acker ragen. Direkt neben uns lugt ein Storch aus seinem Nest. Wir sind in Binnen angelangt. Jetzt auf dem Hinweg durchqueren wir den Ort zügig, bleiben dabei immer auf der Höhe, da wir auf dem Rückweg noch einmal hier vorbei kommen. Unser nächstes Ziel ist wäre die Binner Schlucht gewesen. Leider ist sie seit Mitte 2021 nach Erdrutschen durch Starkregenfälle nicht mehr passierbar. An einer Alternative wird gearbeitet.
Also biegen wir links in die Straße "Zur Schlucht" ein. Das Hinweisschild "Zum Schluchtenstad'l" weckt unsere Neugier. Es klingt nach uriger Einkehr auf bayrische Art. Kurz darauf kommen wir am Stad'l vorbei: Dabei handelt es sich um ein liebevoll dekoriertes Gartenhaus, das aber geschlossen ist und nicht verrät, was es beinhaltet. Leider scheint es sich nicht um eine Einkehrmöglichkeit zu handeln. Doch Genaueres erfahren wir erst nach unserer Rückkehr über die zugehörige Website (siehe Link in der rechten Spalte).
Binner Schlucht und Große Aue
Weiter geht's. Wir biegen kurz nach dem Schluchtenstadl links ab, dem Hinweisschildchen folgend. Es beginnt als harmloser Waldpfad, doch dann geht der Weg zügig bergab. An einer Kehre mit Bank und Blick in das kleine Tal legen wir in aller Ruhe eine Pause ein, nicht ahnend, was da noch auf uns wartet. Nach der Rast steigen wir weiter bergab, immer dem munter plätschernden Bach folgend. Das Tal verengt sich, die Hänge werden steiler, der Bach ist in eine gemauerte Rinne gezwängt, damit der Weg nicht zugeschwemmt wird. Die Binner Schlucht zieht sich mehrere hundert Meter den Berg hinab (Längen-, nicht Höhenmeter!), bis vor uns das Viadukt auftaucht, auf dem die Bahn das Seitental überquert. Wir unterqueren die Bahn und halten uns rechts. Vor uns fließt die Große Aue parallel zur nicht weit entfernten Weser. Der Weg folgt nun eine Weile den Altwassern der Aue, die sich einst direkt am Berghang entlang geschlängelt haben muss. Heute fließt sie gebändigt als Kanal zwischen Dämmen dahin. Unterwegs kommen
Wegen der Sperrung können wir nicht zur Schlucht abbiegen, sondern müssen geradeaus weiter laufen, bis wir auf einen asphaltierten Fahrweg treffen. Ihm folgen wir nach links, hinunter in das Wesertal. Unten treffen wir auf den Weg, den wir sonst bereits vorher über die Binner Schlucht erreicht hätten. Gegnüber liegt der Arkenberger Spargelhof. Kurz danach quert die Bahn unseren Weg, um in einem großen Bogen Liebenau zu umfahren. Nach der Brücke gerät auch das Etappenziel, der Flecken Liebenau, in unser Blickfeld.
Liebenau
Am Ende unseres Wegs entlang des Geestabhanges treffen wir auf das Schweizerhaus, ein Hotel mit Restaurant - zum Zeitpunkt unserer Wanderung Corona-bedingt geschlossen. Aber man kann hier sehr schön entweder geradeaus in die Ackerbürger-Altstadt von Liebenau gehen oder links über die Fußgängerbrücke die Aue überqueren, um in die südliche Vorstadt zu gelangen, die einst ein eigenständiger Ort mit Namen Bruchtorff war. Wir nehmen letztere Alternative, hoffen auf einen Bäcker o.Ä, wo man einen Kaffee togo bekommt. Aber der einzig verbliebene Bäcker - das Auecafé - hat über Mittag geschlossen, andere Lokalitäten gibt es nicht mehr. Die Landesstraße mit ihrem Verkehr hat diesem Ortsteil jegliche Attraktivität geraubt. An ihr entlang zu laufen ist einfach nur schrecklich. Erst als wir zur St. Laurentius Kirche abbiegen, hat man wieder das Gefühl, in einem bewohnbaren Ort zu sein.
Leider ist die Kirche geschlossen, so dass wir nur einmal darum herum laufen und uns an ihrem Äußeren erfreuen. Durch die Kirchstraße geht es nun Richtung Auebrücke. Hinter der Brücke biegen wir in die Ortstraße ein, an deren Ende das Heimathaus liegt, das "Witten Hus" - natürlich auch geschlossen. Dort legen wir auf einer Bank eine Etappenziel-Pause ein, um anschließend sehr schön über die Wallstraße und den Moorhof zurück zum Schweizerhaus zu laufen. Hier beginnt unser Rückweg.
Über Binnen nach Bühren
Für den Rückweg haben wir eine Route gewählt, die durch den Wald nach Binnen führt. Dazu wandern wir etwa 200 Meter am Hang entlang, um dann schräg aufwärts einem Pfad zu folgen, der oberhalb des Kriegerdenkmals auf die Bahnstrecke zu läuft. Dann geht es auf der Höhe parallel zur Bahnstrecke, die hier tief unter uns durch einen Bergeinschnitt führt. Kurz nachdem wir eine Asphaltstraße überquert haben, halten wir uns an einer Gabelung links. Dieser Waldweg führt uns direkt nach Binnen zurück, noch einmal vorbei am Eingang zur Binner Schlucht. Am Schluchtenstad'l biegen wir rechts ab in einen Privatweg. Der darf aber begangen werden und bringt uns auf die Binner Hauptstraße.
Im Gegensatz zum Hinweg lassen wir uns nun Zeit, schauen uns die neuen und die alten Häuser genauer an. Dabei kommen wir auch an der alten Schule vorbei. In den Gärten beginnt es überall zu blühen. Und man sollte unbedingt einen Abstecher zu der kleinen, aber sehr sehenswerten Kirche machen, bevor man wieder ganz hinunter in das Wesertal absteigt. Übrigens führt von der Kirche aus ganz links hinter dem Pfarrhaus ein Pfad hinunter auf die Bergstraße, auf der wir dann bis zur Bahnstrecke ins Tal absteigen. Wenn man hier der Bergstraße über die Bahn folgen würde, käme man zu Siemer's Gasthof (ca. 400 Meter).
Der weitere Weg führt dann immer an der Bahnstrecke entlang, bis wir in Bühren auf die Dorfstraße treffen. Wir machen einen kleinen links-rechts-Schwenk und sind wieder in der Heitstraße, die uns im Linksbogen zu unserem Parkplatz zurück bringt. Wer jetzt noch Zeit und Lust hat, sollte sich noch einmal die Bührener Kirche genauer anschauen. Eine äußerliche Besonderheit: In ihrem Mauerwerk sind immer wieder Feldsteine eingebaut. Dieses Flickwerk geht auf den 30-jährigen Krieg zurück, als man die Kirche beschossen hatte. Die Löcher wurden dann später mit Feldsteinen zugemauert, da man keine Ziegelsteine zur Verfügung hatte oder auch nicht die Mittel dafür.
Fazit
Diese Wanderung ist wirklich sehr abwechslungsreich. Sie bietet eine Mischung aus sehenswerten Dörfern, ein wenig Eisenbahnromantik, Waldpfaden, Schluchten und weiten Ausbblicken. Leider ist Liebenau so sehr vom Verkehr verwüstet, sonst hätte man hier auch noch ein lohnendes Etappenziel. Aber wenn man dort die Durchgangsstraße möglichst weitgehend ausklammert, findet man mit Wallstraße, Ortstraße, Kirchstraße und Graue Straße einen annehmbaren Rundweg, der vorbei führt am Witten Hus, die Aue mit Blick auf das Stauwehr überquert und uns nach einer Runde um die St. Laurentius Kirche zurück zur Aue und zum Schweizer Haus bringt.
Wandern mit Kindern
Mit einem Ausschnitt aus dieser Wanderung lässt sich auch eine prima Runde für einen Ausflug mit Kindern kreieren: Man startet in Bühren, nimmt den beschriebenen Weg nach Binnen, läuft am Schluchtenstad'l vorbei durch die Binner Schlucht, geht dann außen herum zwischen Bahn und Aue zur Bergstraße, kehrt dort in Siemer's Gasthof ein, um von dort entweder noch einmal zur Binner Kirche hoch zu steigen oder gleich den Rückweg nach Bühren anzutreten.
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Weniger versierten Wanderlustigen wollen wir mit diesem wie mit den anderen Beiträgen zum Thema helfen, diese Region zu erwandern und zu genießen.
ug 2021-03-08
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