Wandern an der Delme (2)
Über die Große Höhe
Delme Runde von Klein Henstedt über die Große Höhe (10 km)
Klick in ein Bild (oben oder unten) für weitere Fotos (© ga&ul 2020-02)
Die Delme ist ja eher ein bescheidenes Flüsschen. Doch dass auch sie einige landschaftliche Höhepunkte zu bieten hat, haben wir bei dieser Runde nördlich der Autobahn A1 erfahrenwandert.
Von einer Runde auf naturbelassenen Wegen, durch Wäld- und Moorgebiete, über einige Hügel und am Fluss entlang soll hier die Rede sein. Sonntags kann man sogar mittendrin Kaffee und Kuchen unter Bäumen oder im Wintergarten genießen.
Von Klein Henstedt nach Osten
Wir starten bei der Feuerwehr in Klein Henstedt in östlicher Richtung und queren die K286, die Harpstedt mit Ganderkasee verbindet. Auf der anderen Seite bringt uns die Alte Dorfstraße im Bogen zur Delme. Die hat sich, von den Regenfällen der vergangenen Tage stark angeschwollen, ziemlich breit gemacht hat in ihrer Flussniederung. Der weitere Weg führt am Waldrand entlang auf den asphaltierten Weg zwischen Horstedt und Ganderkesee zu. Hier stoßen wir auf einen vielarmigen Fahrradwegweiser. Die ⑩ auf der Pfahlspitze markiert diese Kreuzung als Knotenpunkt. Der Landkreis Oldenburg hat, wie auch die benachbarten Landkreise, ein Knotenpunkt-System nach niederländischem Vorbild eingerichtet.
An der Kreuzung gehen wir einfach geradeaus weiter. In diese Richtung zeigt kein Fahrradwegweiser. Radfahrer hätten hier allerdings auch schlechte Karten. Selbst in dieser feuchten Jahreszeit dürfte der sandige Weg mit schmalen Reifen kaum zu befahren sein. Neben dem Weg fallen uns nun hölzerne und wallartige Barrieren auf, deren Bedeutung sich uns erst später erschließt, als wir einer Gruppe von Quads begegnen. Sie fahren verbotenerweise auf den Waldwegen, und sollen nun wenigstens davon abgehalten werden, auch noch durch die Wälder selbst zu pflügen. Wie beliebt die Gegend bei motorisierten Zwei- und Vierrädlern ist, stellen wir fest, als wir an der Delme entlang wandern. Hier sind es "Naturfreunde" auf Geländemaschinen, die die Dünen zerwühlen und der Erosion Vorschub leisten.
Davon lassen wir uns jedoch den Spaß am Wandern nicht verderben und laufen weiter, den Annengraben querend, durch den Wald bis kurz vor die Autobahn. Dem herüber schallenden Autolärm können wir aber schnell wieder entgehen, indem wir scharf links abbiegen und nun nach Norden laufen.
Mikado und Flugplatz
Ein Stück weiter treffen wir linkerhand auf einen großen Gebäudekomplex. Es wird vor Fangeisen gewarnt und vor Videokameras. Kein Mensch zu sehen. Das ganze sieht aus wie eine Tagungsstätte, das große Haupthaus ausgebaut bis unter den Dachfirst, wie die zahlreichen Dachfenster zeigen. Doch kein Namensschild zu sehen. Als wir gerade weitergehen wollen, kommt ein VW-Bus angefahren. Die Fahrerin hält an, öffnet das Fenster. Wir kommen ins Gespräch. Ja das sei ein Tagungshaus gewesen. Nun würden sie hier mit mehreren Generationen unter einem Dach leben, ein Mehrgenerationenhaus also. Ob es sich allerdings um eine Familie handelt oder um mehrere, die sich hier zusammen getan haben, haben wir nicht erfahren.
Wir laufen nun über freies Feld auf den Rand des Waldes zu, der die gesamte Große Höhe bedeckt. Ein Stück geht es noch in nördlicher Richtung am Waldrand entlang. Dann biegen wir scharf links ab in den Wald hinein und stoßen schon bald wieder auf den Verbindungsweg, den wir schon einmal am Knotenpunkt überquert haben. Ein vermehrtes Menschen-Aufkommen deutet auf einen Parkplatz und/oder eine Einkehrmöglichkeit hin. Den Parkplatz haben wir schnell erreicht. Ein etwas marodes Hinweisschild zeigt uns die Richtung zum Kulturcafé Mikado. Vor uns tauchen Gebäude auf, umlagert von Autos und Wohnwagen, wohl die Wildnisschule mit Kulturcafé. Leider ist dasselbige nur sonntags von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Wir haben Samstag. Doch wir haben ja eigene Verpflegung dabei, die wir dann später mit Blick auf die Delme genießen.
Vom Kulturcafé aus wenden wir uns wieder nach Norden und laufen hinein in das militärische Übungsgelände auf schön sich schlängelnden Sandwegen. Das ganze Gelände darf frei durchwandert werden, wenn es nicht militärisch genutzt wird. Woran man das erkennen soll, hat sich uns allerdings nicht erschlossen. Kurz darauf erreichen wir das Ende der Grasbahn, die heute friedlichem Segelsport dient und Hundehaltern, die hier ihren Vierbeinern mal freien Lauf lassen können. Das Gelände, auf dem wir uns bewegen, liegt ein ganzes Stück höher als das Flugfeld und der große See, der sich kurz darauf unter uns ausbreitet. Wir biegen nun nach Süden ab und bewegen uns direkt auf die Delme zu, die hier westlich des Sees durch die Niederung fließt.
An der Delme
Es sind wirklich schöne Wanderwege, wie sie wohl jeder Wanderer liebt: Pfade, die sich am Rand des Waldes oberhalb der Niederung dahin schlängeln und gut zu laufen sind. Es dauert auch nicht lang, da steigt der Weg weiter an. Ein hügeliges Hochufer zieht sich hier an der Delme entlang, wo die Dünen auf den Fluss treffen. Auf dem höchsten Punkt legen wir eine Rast ein. Ein großer Findling bietet sich als Sitzplatz an. Kaum haben wir uns nieder gelassen, erfüllt Motorengedröhn die Luft. Eine Geländemaschine schießt über die Hangkante. Wie gut, dass wir uns gerade nicht auf dem Weg befinden. Die Spuren dieses Motorisierten, der hier die Natur zu seinem Übungsgelände degradiert, haben wir vorher schon mehrfach gesehen. Doch dann ist wieder Ruhe, und wir können Brote, Twix und Kaffee genießen.
Zurück nach Klein Henstedt
Nach der Rast führt der Weg noch ein kurzes Stück auf den Dünenhöhen am Fluss entlang. Dann senkt er sich wieder, und wir stoßen auf einen Forstweg, der uns zurück zur Delmebrücke bringt. An der Dorfstraße, die anfangs allerdings nur ein Wiesenweg ist, schauen uns die Schafe mit ihren Lämmern zum Abschied hinterher.
Fazit
Gebiete wie die Große Höhe sind wie Inseln in der vorwiegend landwirtschaftlich genutzten und dadurch oftmals geradlinig verödeten norddeutschen Ebene. Dafür genießt man es umso mehr, wenn man wieder so eine Insel für sich entdeckt hat. Das ist auch einer der Gründe, warum es diese Website gibt. Wir möchten gern unsere Entdeckungen mit anderen teilen.
Ihr hattet hoffentlich Spaß beim Lesen und Lust bekommen, der Delme einen Besuch abzustatten und die Große Höhe zu erklimmen. Viel Spaß also beim Nachwandern und alles Gute für den Weg.
ug 2020-02-29